Kommentar zu Seite 68
Z. 3 die Herren Staaten – Gemeint: die politische Vertretung der Vereinigten Niederlande, auch Generalstaaten genannt. 1581 hatten sie sich nach dem niederländischen Aufstand von Spanien und den Spanischen Niederlanden unabhängig erklärt. (dazu und zum Begriff ´die Herren Staaten´ siehe Geist 18/4).
Z. 14f Seit aber des An. 1672. eintstandenen Kriegs – Der englisch-niederländische Krieg 1672-1674 steht in einer ganzen Reihe von Seekriegen zwischen beiden Nationen im 17. und 18. Jahrhundert (s. Geist 61/15f). England hatte sich 1670 im Vertrag von Dover mit Frankreich gegen die Niederlande verbündet, was 1672 zu einem offenen Konflikt führte, der alle großen Mächte Europas einbezog. „Das Jahr 1672 ist als Katastrophenjahr in die niederländische Geschichte eingegangen. Der französische König Ludwig XIV. schloss in diesem Jahr ein Bündnis mit England und den Bischöfen von Köln und Münster und erklärte den Niederlanden den Krieg. Nur Holland, Seeland und die Stadt Groningen wurden dabei nicht erobert. Auf See stellte die englisch-französische Flotte eine ständige Bedrohung dar. Zusätzlich wurde die Republik von einem inneren Machtkampf erschüttert.“[1] Erst 1678/79 endeten die Kriegshandlungen mit dem Frieden von Nimwegen (s. Geist 72/10f).
Z. 20f etliche ge=gen das Vatterland übel gesinnete Personen – Vor allem gemünzt auf den Ratspensionär (Staatssekretär) Johan de Witt (*1625; †1672) und seinen Bruder Cornelis (*1623; †1672), beides Gegner des Oraniers Wilhelm III. „Der Name de Witt steht ... für eine glasharte republikanische Innenpolitik, die ... mit allen Mitteln die aristokratische Regierungsform ohne Neigung zu monarchenähnlichen Beimischungen ... durchsetzte“,[2] aber gleichzeitig auch durchaus frei war von demokratischen Elementen. Konsequenterweise sollte Wilhelm III. von der Statthalterschaft in Holland ausgeschlossen werden. Diese Politik scheiterte auf ganzer Linie und endete damit, „dass der Pöbel von Den Haag Johan de Witt und seinen Bruder Cornelis auf offener Straße abschlachtete.“[3]
Z. 24f nach Eroberung der Stadt Naerden – Mit der Rückeroberung der Stadt Naarden 1673 gelang es Wilhelm von Oranien erstmals, Frankreich eine bereits besetzte niederländische Stadt wieder abzunehmen.
Z. 36 Soldatesca – d. 55/36
[1] Niederländ. Geschichte, URL: www.inghist.nl/overview/history/de/oorlog,1672.html [20.10.2012]
[2] Lademacher, Niederlande, S. 116
[3] Lademacher, Niederlande, S. 116
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Z. 19f dem Ertz=Bischoff zu Cöllen– Gemeint ist hier noch der 1688 verstorbene Bischoff von Köln, Maximilian Heinrich von Bayern (s. Geist 25/14 und 18).
Z. 19f und dem Bischoff von Münster – Christoph Bernhard von Galen (*1606; †1678, s. Geist 25/18).
Z. 23 Du Plessis - Das Zitat ist in Geist und den meisten anderen Ausgaben nicht klar kenntlich gemacht. Es beginnt Z. 23 ”daß aller Staaten”, endet Z. 32 ”gegründet gewesen”[1] und stammt aus ”der Präambel eines Gutachtens für den französischen König Heinrich III. von 1584”,[2] dem Discours au Roi Henri III.[3] Der Discours erschien anonym. Wenn er hier ´du Plessis´ zugeschrieben wird, ist damit vermutlich Philippe de Mornay (*1549; †1623) gemeint. Genannt wurde er Duplessis-Mornay und war ein enger Berater von Henri IV., Diplomat, Theologe und zugleich politischer Schriftsteller.[4]
[1] Diese Hervorhebung fand sich allerdings nur in einer englischsprachigen Teilausgabe von L´Esprit: einem zeitgenössischen Auszug mit den Kapiteln über England und die Niederlande, der in den Harleian Miscellany (Band 9) 1810 nachgedruckt wurde (genauer Nachweis s. Literaturverzeichnis).
[2] Schulze, Europa, S. 54
[3] Discours au Roi Henri III, Sur les moyens de diminuer l’Espagnol. Du 24 Avril 1584.: „Tous Etats ne sont estimés forts & foibles, qu'en comparaison de la force ou foiblesse de leurs Voisins; & pourtant les sages Princes entretiennent le contrepoids tant qu'ils peuvent; tant qu'il y demeure, ils peuvent demeurer en paix & en amitié ensemble; comme il vient à faillir, aussi-tôt la paix & l'amitié se dissolvent, n'étant iceiles fondées entr'eux, que sur une mutuelle crainte ou estime l'un de l'autre.“ (ebd., S. 596; weitgehend wörtlich so in L´Esprit de la France zitiert). Laut Winfried Schulze ist dies die „klassische Formulierung ... (der) neuen Art von Gleichgewichtspolitik“ (Schulze, Europa, S. 54), die im 16. Jahrhundert entwickelt wurde, um das Übergewicht einer großen Macht zu verhindern.
[4] Musée virtuel du protestantisme français, URL: http://www.museeprotestant.org/Pages/Notices.php?scatid=4&cim=208¬iceid=726&lev=2&Lget=DE [20.10.2012]
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Z. 12f er=winden – Laut Grimmschem Wörterbuch ein früher sehr geläufiges Wort: „lang in gebrauch blieb noch die redensart ‚nichts erwinden, an nichts erwinden lassen', d. i. fehlen, ermangeln lassen“[1]
Z. 26 meinstens - [sic], korrigiert in Geist b: „meistens“
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Z. 1 Graf d´Avaux – Comte Jean Antoine de Mesmes d´Avaux (*1640; †1709), französischer Botschafter in den Niederlanden von 1678 bis 1689, später auch in Schweden. Nahm teil an den Verhandlungen zum Nimwegischen Frieden.
Z. 7 reissens - [sic], korrigiert in Geist b: „Reissens“ = Reisens
Z. 9 Mombas – Jean Barton de Bret, Vicomte de Mombas (*1623; †1696), verriet Wilhelm von Oraniens Pläne an die Franzosen.
Z. 9 reririet - [sic], korrigiert in Geist b: „reteriret“ (von retirieren = zurückziehen).
Z. 14 Schalckheit – Schalk: „mensch mit knechtssinn, von knechtisch böser art, arglistiger, ungetreuer mensch. der bedeutungsübergang erklärt sich zum theil aus dem geringen ansehen, in dem der unfreie stand, zum theil aus dem übeln einflusse, den die knechtschaft leicht auf den character ausübt.“[1]
Z. 23 der letztere Krieg / welchen Engelland mit Holland geführet – s. Geist 68/14
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Z. 10f den Nimwegischen Frie=den – Im Kern ging es dabei um einen Friedensschluss zwischen Frankreich und den Niederlanden. Gleichzeitig wurden aber noch weitere Friedensverträge geschlossen, um die mit dem Hauptkonflikt verbundenen Kriege zu beenden (s. Geist 68/14f).
Z. 15 Graf d´Avaux – s. Geist 71/1
Z. 39 gehorsamen = gehorchen
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Z. 1f wie er in Anno 1672. auch gethan – s. Geist 68/14
Z. 20f von welchem uns die Fabel gedencket – In Fabelsammlungen, wie sie im 17. Jahrhundert gängig waren (wie Äsop und La Fontaine), ist die hier beschriebene Fabel nicht eindeutig nachzuweisen. Gemeint sein könnte aus der Sammlung La Fontaines Die Wölfe und die Schafe (Les loups et les brebis) mit der Moral „Vor Bösen kann man nur durch steten Kampf sich schützen. / Gut ist der Friede, das ist wahr, / An sich; allein was kann er nützen / Mit Feinden, die der Treue bar?“[1]
Z. 31 Traue nicht / so wirst du nicht betrogen – ein italienisches Sprichwort laut Esprit („Mais l´Italien dit ...“); Spirit&Geist macht daraus: „das Italienische Sprichwort meldet Wer traut auf allen Schein / der will betrogen seyn.“
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Z. 5 u. - [sic]
Z. 27 Grafen de Avaux – s. Geist 71/1
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Z. 1 denen N.N. – die Jesuiten: “Franckreich hat an den Jesuiten … noch eine Stütze” (Bißhero)
Z. 3 auslaustern = aushorchen; „ein in der heutigen schriftsprache verschollenes wort (...) aufhorchen, lauschen“.[1]
Z. 11 dieses alles kommt in dem Haag zusammen – Haag = Regierungssitz der Niederlande.
Z. 12 Niderlage - Im Sinne von: Handels-Niederlassung; „der ort, die stadt, wo waaren ein- und ausgeladen und eingelagert werden“.[2]
Z. 20 Ducatons - [sic], korrigiert in Geist b: „Ducatens“
Z. 24 abgeschlagene - [sic], korrigiert in Geist b: „abgeschlagen.“
Z. 37 Zeitungs=Krämer – Kleinhändler in Sachen Nachrichten, durchaus abschätzig gemeint: Krämer hatte auch im 17. Jahrhundert schon, wie Kram, einen „geringschätzigen klang“.[3]
Z. 39 des Frantzösischen Ambassadeurs – s. Geist 71/1
[1] Grimm, Wörterbuch, Band 12, Sp. 361, 69
[2] Grimm, Wörterbuch, Band 13, Sp. 770, 12
[3] Grimm, Wörterbuch, Band 11, Sp. 1997, 13
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Z. 1 hnen - [sic], korrigiert in Geist b: „ihnen“
Z. 7 Graff von Caravas – Artus Gouffier de Boissy (*1475; †1519), Comte d’Étampes, Comte de Caravas, Baron de Passavant, de Maulévrier, de Roanne, de la Mothe-Saint-Romain, de Bourg-sur-Charente et de Saint-Loup und Großmeister von Frankreich. Er diente Frankreichs König Franz I. nicht zuletzt in diplomatischen Missionen.
Z. 11f Zween N.N. – “Deux Jesuites que je connois pour tels“ (Esprit)
Z. 19 Kuchendienst = Küchendienst
Z. 40f Wachet / dann Ihr wisset nicht / um welche Stund der Dieb kommen und einbrechen wird – Leicht verändertes Bibelzitat: „Darum wachet, denn ihr wisset nicht, welche Stunde euer HERR kommen wird.(…) Das sollt ihr aber wissen: Wenn der Hausvater wüßte, welche Stunde der Dieb kommen wollte, so würde er ja wachen und nicht in sein Haus brechen lassen.“ (Matthäus 24, 42-43)
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Z. 7 Bottmässigkeit = Gehorsamkeit
Z. 12 Graff de Avaux – s. Geist 71/1
Z. 22 Cardinal von Fürstenberg – gemeint Wilhelm Egon Graf von Fürstenberg-Heiligenberg (*1629; †1704, s. Geist 25/14)
Z. 23f kaum vor 2 Monaten gethane Erhebung zur Erzbischofflichen Würde – Dieser aktualisierende Hinweis fehlt in anderen Ausgaben und liefert zugleich einen Hinweis für die exaktere Datierung der hier vorliegenden Schrift: September/Oktober 1688. Wilhelm Egon von Fürstenberg wurde am 19. Juli 1688[1] von 13 der 24 Mitglieder des Domkapitels zum Nachfolger Maximilian Heinrichs gewählt[2]. Der Autor von Franckreichs Geist konnte aber zum Zeitpunkt der Drucklegung nicht wissen, dass die Wahl Wilhelm Egons von Fürstenberg am Widerstand von Papst und Kaiser noch im gleichen Jahr scheitern würde (s. Geist 25/14).
Z. 24 mit XIII Stimmen – Beim Wahlakt zum Erzbischof am 19. Juli 1688 erhielt Wilhelm Egon von Fürstenberg nur 13 von 24 Stimmen, also nicht die für eine Postulation notwendige Zweidrittel-Mehrheit.
[1] Seelmann, Fürstenberg, URL: www.historicum.net/no_cache/persistent/artikel/6026
[20.10.2012]
[2] Spindler, Bayern, S. 483