Das fünffte Capitel.

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Z. 12 HEinricus der VIII. – Heinrich VIII. Tudor (*1491; †1547), König von England 1509 bis 1547.

Z. 15 und dieser Uberschrifft: der jenige / deme ich bey=stehe / wird den Sieg darvon tragen – eingeprägt war der Satz lateinisch: „cui adhaero praeest“

Z. 36 abzulenden – ablenden: „vom schif hergenommen und gegensatz des anlendens, anlandens“;[1] zu lesen im Sinne von ´ablenken´ 



[1] Grimm, Wörterbuch, Band 1, Sp. 73, 31

 

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Z. 7  der König von Groß=Britannien – Jakob II. ist 1688, zur Zeit der Abfassung von L´Esprit de la France/Franckreichs Geist, seit drei Jahren König von England und Schottland, wird aber Ende des gleichen Jahres durch Wilhelm III. von Oranien gestürzt (s. Geist 82/35).


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Kommentar zu Seite 60

Z. 4 Catholicon = Wundermittel, Patentrezept

Z. 18 zu der Regierungs=Zeit Caroli I. – Karl I. (*1600; †1649), von 1625 bis 1649 König von England, Schottland und Irland. Er unternahm glücklos den Versuch, im Stil eines absolutistischen Herrschers gegen das Parlament zu regieren. Mittelbar führte das zum Englischen Bürgerkrieg (1642-1649), schliesslich zur Hinrichtung Karl I. und zur zeitweiligen Errichtung einer englischen Republik.

Z. 27 ein gewisser P.N.N. – Wer dieser P(ater) N.N. ist, erfährt man wiederum an gleicher Stelle in den anderen Ausgaben: „un certain Pere Joseph Capucin“ (Esprit), “ein gewisser Capuciner Pater Joseph” (Bißhero); „One Father Joseph“ (Spirit). Es handelte sich um den berühmt-berüchtigten Père Joseph, eigentlich François-Joseph Le Clerc du Tremblay de Mafliers (*1577; †1638), einen überaus einflussreichen französischer Kappuziner. Er wurde ´die graue Eminenz´ genannt, eine Anspielung auf seine unauffällige Mönchstracht und ein Ehrentitel, weil eigentlich nur Kardinäle das Recht auf die Anrede ´Eminenz´ haben. Damit unterschied er sich von der ´roten Eminenz´, dem Kardinal Richelieu, dessen Beichtvater und enger Ratgeber er war. Père Joseph sollte sogar Richelieus Nachfolger im Amt des Prinzipalministers werden, starb aber viel zu früh, lange vor Richelieu selbst (†1642).

Den Kapuzinern weist der Autor mit seinen Anmerkungen eine ähnlich hintergründig-intrigante Rolle zu wie an anderer Stelle wiederholt den Jesuiten. Die Geheimniskrämerei mit den nicht besonders brisanten Namen („ein gewisser P.N.N.“) verstärkt dies noch rhetorisch, so, als sei es auch 1688 noch höchst gefährlich, diese Machenschaften beim Namen zu nennen (s. ausführlich dazu S. 127 ff).

Z. 34 Cronwel – [sic], Oliver Cromwell (*1599; †1658), regierte als Lordprotektor England, Schottland und Irland von 1653 bis 1658, in einer sehr kurzlebigen republikanischen Periode der britischen Geschichte. Cromwell war zunächst nur ein einfacher Abgeordneter. Im Bürgerkrieg des Parlaments gegen König Karl I. (s. Geist 60/18) tat sich Cromwell als Organisator hervor und wurde schließlich der Feldherr des Parlamentsheeres. Er arbeitete zielgerichtet auf die Hinrichtung Karl I. im Jahr 1649 hin und vereitelte damit die Versuche der Stuarts England doch noch in einen absolutistischen Staat zu verwandeln. Am Ende scheiterten aber auch Cromwells eigene Bestrebungen; England blieb nicht dauerhaft eine Republik.

Dass Cromwell vom französischen König direkt finanziert worden sei („eine ruchbar und ofentliche Sache“, Z. 36), wie hier dargestellt, ließ sich in der Literatur nicht bestätigen. Angesichts der streng puritanischen Gesinnung Cromwells scheint dies wenig wahrscheinlich, wenn Cromwell auch mit Frankreich gegen Spanien paktierte.

Z. 37f jetziger Zeit aber / da der König die Religion geändert – Jakob II., König von England und Schottland 1685 bis 1688, konvertierte 1668 oder 1669 zur römisch-katholischen Kirche. Protestantische Kreise in England betrieben erfolgreich die Intervention Wilhelms II. von Oranien und damit die Absetzung Jakob II. (´Glorious Revolution´ 1688). Jakob II. fand Asyl in Frankreich, das später mehrere vergebliche Versuche Jakobs unterstützte, via Staatsstreich an die Macht zurück zu kehren.

 

 

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Kommentar zu Seite 61

Z. 15f die Verbindnuß nemlich mit den Herren Staaten der vereinigten Niederlande – Zwischen England und den Vereinigten Provinzen gab es schon seit langem einen erbitterten Konkurrenzkampf. Die sogenannten Englisch-Niederländischen Seekriege (in England ´Anglo-Dutch Wars´, in den Niederlanden ´Engels-Nederlandse Oorlogen´ genannt) wurden zwischen 1652 und 1784 um die Kontrolle der Ozeane und Handelsrouten geführt (s. Geist 68/14f).

Z. 38 Bantamischen Handel – Bantam: indonesische Provinz. 1682 war hier ein britischer Stützpunkt von den Niederländern unterworfen worden.


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Z. 7 der abgestorbene König – Karl II, (*1630; †1685), König von England, Schottland und Irland von 1649 bis 1685.

Z. 11 der gute Printz – Vielleicht hätte der Autor Karl II., auch The Merry Monarch genannt, weniger positiv beschrieben, wenn er mehr über seine wirkliche Gesinnung gewusst hätte. Charles II was secretly a Catholic. Unknown to the majority of his Cabinet, he had signed a secret treaty, called the Treaty of Dover, with Louis XIV of France. By this agreement, Charles was to receive a substantial yearly income if he fulfilled certain conditions. One of these conditions was to restore Catholicism as the state religion in England. In 1672, Charles tried to introduce the Declaration of Indulgences which granted religious toleration to all, including Catholics. Parliament reacted angrily and not only blocked the declaration, but also passed the Test Act. This Act excluded all Roman Catholics from holding any public office.“[1]

Z. 14f als sie Dünkirchen den Frantzosen in die Hände gespie=lets. Geist 9/16

Z. 20 Vlissingen – Heute niederländische Hafenstadt an der Mündung der Westerschelde gelegen; strategisch wichtig, weil sie geographisch den Zugang zum wichtigen Hafen Antwerpen beherrscht; wechselte in ihrer wechselvollen Geschichte mehrfach den Herren.

Z. 27 Königin Elisabeth – Elisabeth I. (*1533; †1603), Tochter Heinrichs VIII., Königin von England und Irland 1558 bis 1603.

Z. 27 Monsieur de Sulli – Maximilien de Béthune, Duc de Sully (*1560; †1641), Finanzminister, Staatsmann, Marschall von Frankreich und enger Vertrauter Heinrichs IV.



[1] The Open Door, URL: www.saburchill.com/history/chapters/chap4010.html

   [20.10.2012]

 

 

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Z. 25 contracter Leib – contract = gliederlahm[1] 



[1] Grimm, Wörterbuch, Band 2, Sp. 636, 23

 

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Z. 2 eine unter den Rosen=Blättern verborgene SchlangeEsprit&Geist nutzt diese Metapher im Titelkupfer oder Titelemblem (s. Abbildung unten)[1]: Darstellung einer Flotte vor belagerter (?), brennender Stadt, darüber in einem Spruchband ´latet anguis in herba´).[2] Komplettiert wird das Titelemblem durch begleitende Verse.

Z. 4 zu nennen ist – hier folgt in Esprit&Geist noch „und wie man im Teutschen Sprichwort saget: Ey lach mich an / und gib mir hin / Ist aller falschen Schmeichler Sinn[3]

Z. 26 auf - [sic] korrigiert in Geist b:aus

Z. 35 wegen der Heyrath des Königs in En=gelland / mit Margaritha / Philippi / … / König in Franckreichs Tochter – Im Text heißt es, Heinrich V. (Henry V.), (*1387; †1422), König von England 1413 bis 1422, sei aus der Ehe zwischen Margaritha, Tochter Philipps des Schönen, und dem König von England „gebohren worden“. Dies trifft aber nicht auf Henry V., sondern auf Edward III. (*1312; †1377) zu, seinen Urenkel. Er entstammte der Ehe von Edward II. von England (*1284; †1327) mit einer Tochter Philipps des Schönen. Dies war aber nicht die unverheiratet jung gestorbene Margarethe (Marguerite; *1287; †1294), sondern Isabella (Isabeau, *1292; †1358).

Heinrich V. gehörte nicht direkt in die Plantagenet-Linie. Er entstammte dem Hause Lancaster, hielt aber ähnlich wie seine Vorgänger und Nachfolger auf dem englischen Thron den Anspruch auf Frankreich aufrecht. Hier und auf der Folgeseite stellt der Autor diesen Erbanspruch der englischen Krone an Frankreich mindestens auf die gleiche Stufe wie den Anspruch Frankreichs an Spanien: „der eben dergleichen Recht auf Franckreich / als der Dauphin auf Spanien hat“ (Z. 38f). Um diesen Anspruch wurde zwischen 1337 und 1453 der sog. Hundertjährige Krieg (´guerre de cinct ans´) ausgefochten.

 



[1] Esprit&Geist liefert hier ein schönes Beispiel für Emblematik, die besondere Bildsprache des Barock. „Die Embleme (wörtlich "Sinnbilder") waren allgemein bekannt, ihre Bedeutung festgelegt und durch Tradition verbürgt. Sie wurden in Büchern gesammelt und von dort in die Malerei und in die Literatur übernommen. Ein Emblem besteht aus drei Teilen: einer Überschrift (in-scriptio), die eine Sentenz, ein Sprichwort, eine moralische Forderung enthält, einem Bild (pictura), das z.B. Pflanzen, Tiere, Geräte, Tätigkeiten, Vorgänge des menschlichen Lebens, eine mythologische, biblische, historische Figur oder Szene zeigt, und einer meist in Versen verfassten Erklärung (subscriptio).“   URL: http://www.pohlw.de/literatur/epochen/barock.htm [20.10.2012]

[2] ´die Schlange lauert im Gras´: Zitat aus Vergils Eklogen (3, 93), „sprichwörtlich gebraucht zur Bezeichnung einer verborgenen Gefahr“ (Meyers Konversationslexikon 1885-1892, Band 10, S. 541).

[3] Wander, Sprichwörter: „Lach mich an und gib mich hin, ist jetzt aller Welt Sinn (oder: ist des falschen Freundes Sinn)“ URL: http://www.zeno.org/Wander-1867/A/Anlachen [20.10.2012]

 

Titelkupfer von L'Esprit de la France / Franckreichs Geist (1689)
Titelkupfer von L'Esprit de la France / Franckreichs Geist (1689)
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Kommentar zu Seite 65

Z. 1f die drey Söhne Ludwig des Schö=nen – gemeint: die drei Söhne Philipp des Schönen (in Esprit steht richtig: „Philipe le Bel“), die sich, jeweils ohne männliche Nachkommen zu hinterlassen, auf dem französischen Thron ablösten: Ludwig X., der Zänker (Louis le Hutin, *1289; †1316), Philipp V. der Lange (Philippe le Long, *1293; †1322), und Karl IV. der Schöne (Charles le Bel, *1294; †1328). Dies schaffte die Ausgangssituation für den Hundertjährigen Krieg: Das regierende französische Königshaus der Karpetinger war ausgestorben. „Die Nachfolgeregelungen waren, wie so oft in dynastischen Systemen, nicht vollständig klar, so dass zwei Häuser Anspruch auf die Nachfolge erhoben, da sie beide lose verwandt waren: zum einen das französische Haus Valois und zum anderen das englisch-französische Königshaus der Plantagenet.“[1] Die Erbfolge durch Frauen oder deren Nachkommen war durch die Lex salica (Salisches Erbfolgegesetz, s. Geist 65/5) ausgeschlossen. Andernfalls wäre König Edward III. von England nun der nächste Thronanwärter gewesen. Zunächst erkannte Edward III. die französische Thronfolge durch das Haus Valois an (Krönung Philipp VI. im Jahr 1328). Später zog Edward diese Anerkennung aber zurück und erhob Ansprüche auf den französischen Thron (s. Geist 64/35).

Z. 5 Einführung des Salischen Gesetzes – Die Lex Salica (Pactus Legis Salicae) wurde 507–511 auf Anordnung des Merowingerkönigs Chlodwig I. (*466; †511), verfasst. Sie enthält unter anderem eine Festlegung der Thronfolge, nach der Frauen die Krone auch dann nicht erben können, wenn männlichen Erben fehlen.

Z. 14f Catharinam, Caroli VI. Königs in Franckreich Toch=ter – Catherine de Valois (*1401; †1437), Tochter Karls VI., des französischen Königs von 1380 bis 1422. Sie heiratete 1420 Heinrich V. (*1387; †1422), König von England 1413 bis 1422, der noch im Jahr seiner Eheschließung offiziell anerkannt wurde als Erbe und damit künftiger König von Frankreich (s. Zeile 19f).

Z. 15 in An. 1421. – richtig: 1420, s. Zeile 14f

Z. 19 Isabella Königin in Franckreich – Elisabeth (auch Isabella) von Bayern-Ingolstadt (*1370; †1435), als Gattin Karls VI. von 1385 bis zum Tod ihres Gemahls 1422 Königin von Frankreich, daher auch bekannt als Isabeau de Bavière. Sie setzte sich stark dafür ein, dass ihr Sohn, der amtierende Dauphin Karl VII., zugunsten Heinrichs V. von England aus der Thronfolge ausschied. Zur Festigung dieses Anspruches verheiratete Elisabeth 1420 ihre Tochter Catherine de Valois mit Heinrich V. (s. Zeile 14f).

Z. 20f ihren jungen Enckel den Englischen Cron= und Erb=Printzen – Heinrich VI. (*1421; †1471), Sohn von Heinrich V. und Catherine de Valois, König von England 1422 bis 1461 und 1470/71. Im Alter von acht Jahren schon wurde er zum König von England, als 10-jähriger (1431) auch zum König von Frankreich gekrönt.

Z. 34f flatti=re – „Flattiren, schmeicheln / gute Worte geben[2]

 

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Kommentar zu Seite 66

Z. 1f des verstorbenen Königs Caroli II. – Karl II. (*1630; †1685) König von England, Schottland und Irland von 1649 bis 1685 (s. Geist 62/7 und 11).

Z. 3 Monsieur Barillon– Jean-Paul de Barillon (*1628; †1691), zu Zeiten Karls II. von 1677 bis 1689 französischer Botschafter in England.

Z. 3 Madame de Portsmouths. Geist 9/11

Z. 7 consideriret – im Sinne von ´betrachtet, beachtet´ (s. Geist 78/2)

Z. 8 accomodiret – im Sinne von ´sich richtet nach; sich anpasst´

Z. 33 allart = von allerhand Art; allerlei

Z. 35 die Feigen weisen – „einem die Feigen weisen (...) mit geballter Faust drohen. Von der Aehnlichkeit der Faust mit der Frucht des Feigenbaums hergenommen.“[1]

Z. 36 Europo - [sic], korrigiert in Geist b:Europa

Z. 37f Widerstehet dem Teufel / so wird er von euch fliehen ... – Dieses Bibelzitat findet sich auch schon Geist 9/4 (Jakobus 4,7). Der folgende Satz („dafern ihr ihn aber förchtet / eurer Meister werden und euch verstossen“) wurde wohl sinnreich im Bibelton vom Autor ergänzt und auf Ludwig XIV. gemünzt.

 

 

 



[1] Wander, Sprichwörter, URL: http://www.zeno.org/Wander-1867/A/Feige+%28die%29 (Ziffer 19) [20.10.2012]

 

 

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Kommentar zu Seite 67

Z. 1   dem anjetzo regierenden König Jacabo – Jakob II., König von England und Schottland 1685 bis 1688. Er wurde Ende 1688 nach Abfassung von L´Esprit de la France/Franckreichs Geist durch Wilhelm III. von Oranien gestürzt.

 

 

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