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Z. 3 Der Churfürst in Sachsen – Johann Georg III. (*1647; †1691) war seit 1680 Kurfürst von Sachsen.
Z. 16f die Ducaten mehrers / als die Louis d’or zu lieben pflegt – Der Dukat war 1559 zur Reichsmünze erklärt worden. Dies ist also ein Hinweis auf Kaisertreue.
Z. 25 Was die Churfürsten zu Trier und Maintz betrift – Erzbischof und Kurfürst von Mainz war bei Ausbruch des Pfälzischen Erbfolgekrieges Anselm Franz von Ingelheim (*1622; †1695). 1679 wurde er zum Fürstbischof von Mainz, lebte aber durch die Folgen der französischen Reunionspolitik meistens im Exil. Als Fürstbischof von Trier amtierte Johann Hugo von Orsbeck (*1634; †1711) als Johann VIII. von 1676 bis 1711.
Z. 37 der abgestorbene Churfürst zu Cölln – Maximilian Heinrich von Bayern (*1621), seit 1650 Erbischof und Kurfürst von Köln, war am 5. Juni 1688 gestorben (s. Geist 25/18)
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Z. 11 dem Cardinal und Bischoff zu Straßburg – Wilhelm Egon Graf von Fürstenberg-Heiligenberg (ausführlich s. Geist 25/14)
Z. 13 bey dem Ertz=Bischoff zu Cölln – s. Geist 25/28
Z. 14 dieser Bischoff von Fürstenberbg – s. Geist 40/11
Z. 23f das Thum=Capitel = Domkapitel: das Kollegium der Domherren an einer Kathedral- oder Metropolitankirche.
Z. 30f Was nach dem erfolgten Tod des Chur=fürsten ... geschehen – Hier bietet Geist erneut eine Aktualisierung der laufenden Ereignisse. In anderen Fassungen findet sich noch ein zusätzlicher Abschnitt, wie dieser aus Bißhero:
„der Pabst kan nicht allezeit leben / und der König wird sich bemühen die Wege offen zu halten / daß nach des Ertz=Bischoffs Tode ein ander Französischer gedingter Spion / durch dieselbige güldene Pforte eingehen möge: Weil ihm an diesen Bischoffsthum sehr viel gelegen ist / Gestalt er solches im Jahr 1672. wolbefunden hat / ich habe gesagt / daß der Chur=Fürst von Cöln[1] sich sehr schwerlich von dem Französischen Interesse absondern kan / weil der König / im fall ihm die Lust sich zu verändern einnehmen solte / darinnen Versehung gethan: Und alles was zu Lüttich geschehen[2] / ist nur ein durchstechen und von dem König eingegebenes Werck / ein stetes Miß=trauen zwischen ihnen beyden zu unterhalten / daß man die Citadelle, die schon nieder gerissen / wieder auffgebauet hat / geschicht nur den Bürgern von Lüttich ein stetiges Denckbild des Unwillens / wider ihren Herrn vor Augen zu stellen; Und dem H. Ertz=Bischoff zu einen Zaum / (wenn sie mit Fran=zosen besetzet ist / wie sie denn genugsam so ist) zu dienen / wenn er zu eines andern Interesse sich wenden solte. Als man in Ungewißheit stünde / wer sein Nachfolger seyn solte / arbeite Franckreich (welches allezeit weit vor außsiehet) un=auffhörlich das Dom Capitel[3] dahin zu bringen daß es auff den Cardinal von Fürstenberg[4] fallen möchte; Aber die Capi=tulares, die es besser bedacht als man hoffen dürffen[5] / haben an dem Aaß nicht anbeissen wollen / und darüber gelachet / welches den König verbunden / sich nach dem Dom Capitel zu Cöln zu wenden / da es ihm besser angangen / ohn den Wilen und Danck des Pabstes / und des Käysers / den Cardinal zu den jenigen gemacht / als es Franckreich begehret hat. Man ist schon lange mit dieses alles außzuwircken beschäfftiget ge=wesen / und Franckreich / hat so bald die Dom=Herren Nach=richt von dem bekamen mit minderer Mühe den Weg nach Cöln als nach Münster gefunden.“
[1] der Chur=Fürst von Cöln - Hier ist der Tod des Kölner Erzbischofs Maximilian Heinrich von Bayern, der am 5. Juni1688 gestorben war, noch nicht verarbeitet.
[2] was zu Lüttich geschehen – In der von Maximilian Heinrich besetzten Stadt Lüttich kam es wiederholt zu Aufständen, zuletzt 1684. Wilhelm Egon von Fürstenberg brach als Minister des Kölner Fürstbischofs den Widerstand noch im gleichen Jahr mit Gewalt.
[3] Dom-Capitel - s. Geist 40/23
[4] Cardinal von Fürstenberg - s. Geist 14/25
[5] Von Fürstenberg erhielt zwar die Mehrheit der Stimmen, aber nicht die notwendige Zweidrittelmehrheit (s. Geist 77/24).
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Z. 11f als ein Herr über sie erzeigen / den Fuchsbeltz ausziehen / die Löwenhaut hin=gegen von neuem anlegen – Die ´Gebrauchsanweisung´ für den Wechsel zwischen verschiedenen Naturen liefert Machiavelli (*1469; †1527). Je nach Situation müsse der Fürst „ein Fuchs sein, um die Schlingen zu erkennen, und ein Löwe, um die Wölfe zu schrecken.“[1] (ausführlich dazu s. oben, S. 121f)
Z. 12f sic volo, sic jubeo, TEL EST MON PLAISIR – Der lateinische Teil des Zitats stammt von Juvenal („hoc volo, sic jubeo, sit pro ratione voluntas“, Satiren VI, 223: „Das will ich, so befehle ich! Mein Wille ersetzt die Begründung!“), der französische Part zitiert die seit Franz I.[2] übliche Schlussformel unter versiegelten Schreiben (lettres de cachet) französischer Könige („Car tel est notre bon plaisir“). Geist legt dieses Doppelzitat halb Ludwig XIV. in den Mund, was die antifranzösische Polemik verstärkt gegenüber anderen Ausgaben. In Esprit heißt es an gleicher Stelle nur „tel est mon bon plaisir“, in Bißero „Das ist mein Wille und Wolgefallen“.
Z. 19 zu Regenspurg – Seit 1683 bis zum Ende des Alten Reiches 1806 war Regensburg Tagungsort des immerwährenden Reichstags.
Z. 34f der Länge nach in einem kleinen Büchlein / darinnen ein gewisser Advocat des Parlaments zu Paris… – Gemeint ist Antoine Aubéry (*1616; †1695, königlicher Rat und Advokat des Pariser Parlaments. Er veröffentlichte 1667 ein Pamphlet unter dem Titel Des justes prétentions du Roi sur l´Empire. Auszüge aus dieser Schrift erschienen auf deutsch als Die Frantzösische Staats-Reguln, aus einem Tractat A. Aubery gleichfalls 1667. “Gerade Auberys Traktat hatte in der europäischen Öffentlichkeit ein großes Echo hervorgerufen, da mit den darin formulierten Forderungen nach einer Vorrangstellung des französischen Königs in Europa die bis dahin von Frankreich eingenommene Rolle als Garantiemacht des Westfälischen Friedens in Frage gestellt zu sein schien.“[3]
Z. 37f Das Manifest / das auf Königliche Ordre von neuem zu Regenspurg… publiciret worden – Louis (de) Verjus, Comte de Crécy (*1629; †1709), Spitzendiplomat Ludwig XIV. und französischer Gesandter beim Regensburger Reichstag „grâce à sa grande connaissance des cours germaniques“[4] hatte 1687 vor dem Reichstag die Aufgabe, mit seinem mehrere Monate zuvor erstmals veröffentlichten Memoriale[5] die Position des Königs von Frankreich zu vertreten.[6]
Z. 39 darinnen er die gewaltsame Bevestigung Trarbachs…– 1687, drei Jahre nach dem Regensburger Stillstand (s. Geist 42/13) erschienen die Truppen Ludwigs XIV. vor Trarbach und begannen nach Plänen des Festungsbaumeister de Vauban mit dem Bau der Festung Mont Royal, der erst 1698 abgeschlossen wurde.
[1]Machiavelli, Fürst, S. 137 (Kap. XVIII: Inwieweit Fürsten Ihr Wort halten müssen)
[2] Mas-Latrie, Formule, URL: http://www.persee.fr/web/revues/home/prescript/article/bec_0373-6237_1881_num_42_1_447018 [22.10.2012]
[3] Schumann, Kaiserbild, S. 129. Ausführlich Winfried Dotzauer (1974) in Der publizistische Kampf zwischen Frankreich und Deutschland in der Zeit Ludwigs XIV. Der Publizist Antoine Aubery und seine Gegner (1667-1669). „Des justes prétentions du Roi sur l´Empire“.
[4] URL: www.fr.wikipedia.org/wiki/Louis_de_Verjus [20.10.2012]
[5] Memoriale excellentissimi Domini, Domini Ludovici Verjus, Comitis de Crecy, Sacrae Regiae Christianissimae Majestatis Plenipotentiarii, Dictatum Ratisbona, 9. Decembris 1687.
[6] dazu Schumann, Kaiserbild, S. 180ff. Ausführlich zum Ablauf der Verhandlungen Michael Ignaz Schmidt, Geschichte der Deutschen, Band 13 (1800), S. 1-13. Zur zeitgenössischen Diskussion via Flugschriften s. das vom französische König beauftragte Memoire oder Kriegs=Manifest und die direkte Antwort darauf durch den Kaiser, beide vielfach, 1688 sogar unter einem gemeinsamen Titelblatt, gedruckt und vertrieben (in der Leibniz-Bibliothek Hannover im gleichen Band wie Franckreichs Geist eingebunden).
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Seite 42, Z. 8 bis Seite 47, Z. 21: s. Kommentar 42/5
Z. 5f dass ich solches diesem Tractätlein incorporire – Auf den Seiten 42 bis 47 zitiert Franckreichs Geist in teils kommentierter Form ausführlich aus dem Memorial von Verjus (s. Geist 41/37f).
Z. 7 was sein Minister offentlich ausgestreuet – Charles Colbert, Marquis de Croissy (*1625; †1696), Diplomat und seit 1680 Außenminister unter König Ludwig XIV. (s. Geist 98/33).
Z. 13f des im Monat Octob. In Anno 1684. geschlossenen Tractats – im sog. ´Regensburger Stillstand´ anerkannten Kaiser und Reichstag für einen Zeitraum von 20 Jahren die von Frankreich vollzogenen ´Réunionen´.
Z. 16 dem Grafen von Crequy – Louis (de) Verjus, Comte de Crécy (*1629; †1709), Spitzendiplomat Ludwig XIV. und französischer Gesandter beim Regensburger Reichstag (s. Geist 41/37f).
Z. 26 daß der Tractat zu ... geschlossen – Die Auslassung hier ist etwas rätselhaft, Esprit&Geist setzt anstelle der Punkte: „dass die Handlung / so geschlossen im Oct. 1684“ (s. Geist 42/Z. 13f)
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Z. 4f welche Franckreich vom I. Augusti an des 1681. Jahrs bekommen – Der ´Regensburger Stillstand´ (s. Geist 42/13) hatte als Stichtag den 1.8.1681.
Z. 6 nach Anfoder=ung - [sic], korrigiert in Geist b: „noch Anfoder=ung“
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Seite 42, Z. 8 bis Seite 47, Z. 21: s. Kommentar 42/5
Z. 3f In dem in Anno 1537. zu Bonvisi gemach=ten Stillstands Schluß – Waffenstillstand zwischen Karl V. und Franz I., der im folgenden Jahr auf die Dauer von zehn Jahren verlängert wurde (s. Geist 42/15f).
Z. 6 Graffschaft St. Paul – Die historische Comté Saint-Pol lag westlich von Arras.
Z. 15f Der allgemeine Waffen=Stillstand zu Nizza in Anno 1538. - Am 18. Juni 1538 kam es zu einem 10-Jährigen Waffenstillstand zwischen Altem Reich und Frankreich. Karl V. und Franz I. einigten sich darauf, in Italien den Status quo einzufrieren. Die Vereinbarung war nicht von Dauer, beendete aber immerhin den dritten von insgesamt vier Kriegen, in denen beide Reiche zwischen 1521 und 1544 um die Macht in Italien rangen.
Z. 21 Der in Anno 1555. darauf erfolgte Stillstand - Nachfolger Franz I. war sein Sohn Heinrich II (*1519, †1559), der von 1547 bis 1559 Frankreich regierte. Nach einem erneuten Krieg mit Karl V. akzeptierte Heinrich II. 1555 „einen Waffenstillstand in Vaucelles, durch den er Piemont erhielt und den Besitz der drei Bistümer Toul, Metz und Verdun behauptete. Doch der Waffenstillstand der 10 Jahre hätte andauern sollen, war nur von kurzer Dauer.“[1]
Z. 24 nach deme sie in Anno 1609 einen Stillstand getroffen – Nach fast 40 Jahre Krieg schlossen Spanien und die Vereinigten Niederlanden einen auf zwölf Jahre befristeten Friedensvertrag.
Z. 31f Als man wegen des Fridens=Tractats ... zu Münster beschäfftiget gewesen – Spielt an auf die vielfältigen Friedensverhandlungen, die 1648 in Münster und Osnabrück stattfanden und in ihrer Gesamtheit zum Westfälischen Frieden führten. Aber nicht alle Verhandlungen waren erfolgreich. „Vielen Zeitgenossen von 1648 war ... schmerzlich bewusst, dass die Hoffnung auf eine pax universalis nicht in Erfüllung ging, denn Frankreich und Spanien als die wichtigsten Großmächte auf dem Kontinent konnten sich nicht auf einen gemeinsamen Vertrag verständigen.“[2]
[1] URL: www.historicum.net/themen/reformation/glossar/k/ [22.10.2012
[2] Arndt, Münster, URL: www.sehepunkte.de/2007/09/12340.html [20.10.2012]
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Seite 42, Z. 8 bis Seite 47, Z. 21: s. Kommentar 42/5
Z. 2 cedieren – etwas (beispielsweise eine Forderung) abtreten
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Seite 42, Z. 8 bis Seite 47, Z. 21: s. Kommentar 42/5
Z. 3 Exercitium Religionis = Religionsausübung
Z. 4f durch einen unwiderrufflichen Spruch der Königlichen Cammer – s. Geist 43/4
Kommentar zu Seite 47
Seite 42, Z. 8 bis Seite 47, Z. 21: s. Kommentar 42/5
Z. 21 Gegeben zu Fontainebleau den 22. Octob. 1687. - Dies ist das Datum der ersten Publlikation von Verjus’ Memoriale. Mit Datum 9. Dezember 1687 war es aber „auf Königliche Ordre von neuem zu Regenspurg … publiciret worden“ (Geist 41/37f).
Z. 23 Successen = Erfolge
Z. 28 Graf Teckeli – Imre (Emmerich) Thököly (*1656; †1705), ungarischer Freiheitskämpfer gegen die habsburgische Herrschaft; wurde maßgeblich von Frankreich unterstützt und kämpfte auf türkischer Seite gegen das Reich.
Z. 31 schalckhafftig – s. Geist 71/14