Das dritte Capitel. (pag.28 - pag.38)

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Z. 34 Carolus der V. – Karl V. teilte 1556 das Reich und damit das „Haus Österreich“ (Habsburg) (s. Geist 0/25).

Z. 35f Ferdinando seinem Bru=der – Ferdinand I. (*1503; †1564), Bruder Karls V. und als sein Nachfolger Kaiser des Alten Reiches 1556 bis 1564.

Z. 36f Philippo aber seinem Sohn – Philipp II. (*1527; †1598), Sohn Karls V. und als sein Nachfolger König von Spanien 1556 bis 1598.



[1] Stieler, Zeitungs Lust, S.203

 

Kommentar zu Seite 29

Z. 10 Antonio de Burbon – Antoine de Bourbon (*1518; †1562), Vater des späteren französischen Königs Heinrich IV.

Z. 11f Johanna d’Albret – Jeanne III. von Navarra, besser bekannt als Jeanne d’Albret (*1528; †1572), von 1555 bis 1572 Königin von Navarra.

Z. 13 das Bourbonnische Haus – Bourbon heißt das französische Adelshaus, das 1589 mit Heinrich IV. die Valois als herrschendes Geschlecht ablöste. Viele französische Könige sowie diverse Monarchen anderer europäischer Staaten entstammen dem Haus Bourbon.

Z. 25f als die Stadt Wien bereits…auf der Neige gelegen – Vom 15. Juli bis 12. September 1683 fand - nach 1529 - die zweite Belagerung Wiens durch die Türken statt.

Z. 28f die Gemeinschafft / welche der König in Franckreich mit der Ottomannischen Porten heeget – Hier konkretisiert der Autor den Vorwurf, Ludwig XIV. mache gemeinsame Sache mit den Ottomanen – ein topisch erhobener Vorwurf gegen Ludwig, der ihn zugleich in die ´unchristliche´ Ecke stellt.

Z. 29 mit der Ottomannischen Porten – Eingang zum Sultanspalast in Istanbul, erst ab Beginn des 18. Jahrhunderts Bezeichnung für den Sitz des Osmanischen Großwesirs.

Z. 30 der Sultan – Gemeint ist hier Mehmed IV. (*1642; †1692), Sultan des Osmanischen Reiches von 1648 bis 1687.

Z. 32 Grafens von Töckeli – Imre (Emmerich) Thököly (*1656; †1705), ungarischer Freiheitskämpfer gegen die habsburgische Herrschaft; wurde maßgeblich von Frankreich unterstützt und kämpfte auf türkischer Seite gegen das Reich.

Z. 36f den Grafen Ca=prara – Graf Albert Caprara (*1630; †1685), General und Diplomat des Reiches; war in der entscheidenden Phase der Belagerung Wiens nicht mehr Gesandter in der Türkei. „Tatsächlich war Albrecht Graf Caprara von 1682 bis zum Juni 1683 kaiserlicher Internuntius bei der Pforte. Während der Belagerung von Wien verhandelte der kaiserliche Resident Georg Christoph von Khuniz mit den Türken bis zu seiner Flucht aus dem türkischen Lager am 12. Sept. 1683, dem Tag der Befreiung von Wien.“[1]

Z. 38f Marggraf von Sepeville / Frantzö=sischer Abgesandter am Käyserlichen Hof – Marquis de Seppeville, Botschafter Ludwig XIV. am Hof in Wien. 



[1] Leibniz, Relatio, S. 64, Fußnote 15

 

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Z. 4 Groß=VezierKara Mustafa Pascha (*zwischen 1626 und 1636; †1683) war Großwesir des Osmanischen Reiches 1676 bis 1683, daher auch Oberbefehlshaber bei der zweiten Belagerung Wiens 1683.  „Maßlose Selbstüberschätzung und Habgier waren laut der osmanischen Geschichtsschreibung der Grund, der Kara Mustafa Pascha zum Krieg verleitete ... Unfähig, die Disziplin im Heer zu gewährleisten und strategisch überfordert, wurde Kara Mustafa Pascha, der den Oberbefehl innehatte, durch das Entsatzheer in die Flucht geschlagen. In Belgrad angekommen, wurde er auf Befehl des Sultans zum Tode durch Erdrosselung verurteilt.“[1]

Z. 21f (und was vor Unheil hat er nicht vor etlichen Monathen von neuen angestifftet) – Anspielung auf die 1688 gerade beginnenden Spannungen rund um die Pfälzische Erbfolge. Im September 1688 schlossen französische Truppen die Festung Philippsburg ein. Dies war – für den Autor natürlich noch nicht erkennbar - der Auftakt zum Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688 bis 1697).

Z. 22f indem er vor gar wenig Jahren das gantze Niederland angefallen – Im sogenannten Holländischen Krieg von 1672 bis 1678, der mit dem Nimwegischen Frieden endete.

Z. 28 des grossen Sultans – Hier steht ´Sultan´ eher allgemein für die jeweiligen Herrscher des Osmanischen Reiches, die sich in den späten Jahren der Herrschaft Ludwigs XIV. rasch ablösten: Zur Zeit der Abfassung von L´Esprit/Franckreichs Geist regierte Süleyman II. (1687-1691); ihm folgte Ahmet II. (1691-1695), darauf Mustafa II. (1695-1703), schließlich Ahmet III. (1703-1730).[2] 



[1] Türkenbeute, URL: www.tuerkenbeute.de/kun/kun_bio/KaraMustafaPascha_de.php

     [20.10.2012]

[2] Türkenbeute, URL: www.tuerkenbeute.de/wis/wis_for/pdf/ (Auswahl Organigramme /

     Stammbaum Osmanische Sultane) [20.10.2012]

 

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Z. 23 Te Deum laudamus – Das ´Te deum´ wurde regelmäßig bei wichtigen kirchlichen Anlässen angestimmt (Papstwahlen, Prozessionen, Danksagungen), aber häufig auch aus politischen Gründen, etwa bei Siegesfeiern. Luther übertrug diesen alten lateinischen Lob- und Dankgesang der christlichen Kirchen in „Herr Gott, Dich loben wir“.

Z. 29 Allerchchristlichste - [sic], korrigiert in Geist b:Allerchristlichste

Z. 31f Zeit währender Käiserlicher Belägerung der Stadt Philippsburg – Spielt an auf Ereignisse im Jahr 1676, als kaiserliche Truppen die Festung Philippsburg einschlossen und nach langen Kämpfen schließlich eine mehr als 30-jährige französische Herrschaft beendeten.

Z. 33 N.N.s. Geist 32/11

Z. 38 Mit=Konsorten = Mitgenosse, Freund

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Kommentar zu Seite 32

Z. 11f Es sind gewisse N.N. beschuldigt worden – die Jesuiten; (Bißhero: „und die Geselschaft der Jesuiten wollen es ihnen nicht mißfallen lassen/sie sind beschuldiget worden/ daß sie einen grossen Antheil an diesen bösen Handelungen gehabt.“) Interessanterweise werden die anderen Fassungen direkt im Anschluss an die oben zitierte Stelle konkreter, der folgende Abschnitt aus Bißhero fehlt in Franckreichs Geist vollständing:

Niemand ist unbewust/ daß der Mißverstand so zwi=schen dem Käyser / Churfursten von Brandenburg[1] und dem General MonteCucu!ls[2] über die Käyserl.Völcker / in dem Hol=landischen Kriege 1672. war / durch die Jesuiten angestifftet worden / daß sie die Ordre des Käysers / nemlich den Turenne[3] gesamter Hand mit Brandenburg anzugreifen / verändern ihn nicht anzugreifen / welches dem Französischen Lager Ge=legenheit gab abzuziehen / welches durch Kranckheit / verlauf=fen und sterben in die euserste Gefahr gerathen gäntzlich rui=niret zu werden / wenn es von zwey so guten Partheyen wä=re angegrifen worden. Hernach in der Schlacht bey Che=nef[4] excusirte sich Souches[5] daß er nicht schlagen könte / weil er dessen keinen Befehl hätte / welches auß eben diesem Winckel herkam.“

Z. 19f bey währendem letztern Krieg / zwischen dem Römischen Käiser und dem König von Franckreich – Der Holländische Krieg von 1672 bis 1678, der zwar zunächst zwischen Frankreich und den Niederlanden entbrannte, tatsächlich aber ein gesamteuropäischer militärischer Konflikt wurde.

Z. 22 wegen des Hofmeisters des Generals Capliers – Graf Caspar Zdenko Capliers (*1611; †1686), Feldmarschall und Vizepräsident des Hofkriegsrates in Wien. Dem Kommentar der Leibniz-Ausgabe kann sich der Verfasser leider nur anschließen: „Capliers war kaiserlicher General; daß sein Diener zu Verrat gedient habe, konnte nicht ermittelt werden.“[6]

Z. 27 N.N. – s. Geist 32/11

Z. 30 die Sache also artig zu karten gewust – „es karten heiszt nun eine angelegenheit einrichten, einfädeln, künstlich, schlau lenken nach seinem interesse[7] 



[1] Churfursten von Brandenburg - Friedrich Wilhelm I. von Brandenburg aus dem Haus Hohenzollern (*1620; †1688) war seit 1640 Kurfürst von Brandenburg und Herzog von Preußen.

[2] dem General MonteCuculls - Raimondo Graf Montecuccoli (*1609; †1680), österreichischer Feldherr, Diplomat und Staatsmann.

[3] Dem Turenne ... anzugreifen - Henri de la Tour d'Auvergne-Bouillon(*1611; †1675), Vicomte de Turenne, Graf von Bouillon, Prinz von Sedan, allgemein bekannt unter dem Namen Turenne. Marschall von Frankreich unter Ludwig XIII. und Ludwig XIV.

[4] Schlacht bei Che=nef = Schlacht bei Seneffe; hier trafen 1674 alliierte Heere der Generalstaaten, des Kaisers und Spaniens auf das französische Heer unter Turenne.

[5] Souches - Graf Jean-Louis Raduit de Souches (*1608; †1682), kaiserlicher Feldherr. Souches wurde nach der Schlacht bei Seneffe von seinem Posten abberufen, weil sein Verhalten den gegen Frankreich Verbündeten massiv geschadet hatte.

[6] Leibniz, Relatio, S. 63, Fußnote 2

[7] Grimm, Wörterbuch, Band 11, Sp. 239, 46

 

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Kommentar zu Seite 33

Z. 1f dafern nicht einer von den beyden Kauffleuten / der mein guter Bekandter gewesen / mir solches … geoffenbahret haben solte – Dies ist eine der ganz wenigen Gelegenheiten, bei denen der Verfasser so etwas wie einen direkten Bezug zu sich selbst herstellt, wenn auch nur als Zeuge eines Zeugen.

Z. 6f den Kayser dahin zu bringen / daß er seine beyde Schwestern / an zween aus ihren Ländern vertriebene und verjagte Printzen / verheyrathen möchte – Hier ist die Rede von Kaiser Leopolds Schwestern. Beide heirateten 1678 „aus ihren Ländern vertriebene und verjagte Printzen“: Die Ältere, Eleonore Maria Josepha (auch: Eleonore von Österreich, *1653; †1697) ehelichte den Herzog von Lothringen, Karl V. (*1643; †1690), genannt Herzog ohne Herzogtum, weil nur Titularherzog seit 1675. Die Jüngere, Maria Anna Josepha (*1654; †1689), heiratete Johann Wilhelm von der Pfalz (*1658; †1716), dessen Residenz Heidelberg 1688 von den Franzosen besetzt wurde. 1690 folgte er seinem Vater als Kurfürst der Pfalz.

Z. 33 Printz Herman von Baden – Hermann, Prinz von Baden (*1628; †1691), fünfter Sohn des Markgrafen Wilhelm von Baden. Eigentlich für eine geistliche Laufbahn vorgesehen, machte Hermann von Baden als Feldherr und Hofkriegsrat am kaiserlichen Hof Karriere.

Z. 33 Hertzog von Lothringen – Karl V. (s. Geist 33/6)

Z. 34f König von Poh=len – Johann III. Sobieski (s. Geist 15/32 und 38)

Z. 37 Marggraf von Bethune – François Gaston, Marquis de Bethune (*1638; †1692), war 1676 bis 1680 und 1684 bis 1692 französischer Botschafter in Polen.

Z. 38f ob sie wohl eine regierende Köni=gin alldorten ist – Der Marquis de Bethune (s. Geist Z. 37) war verheiratet mit Louise Marie de La Grange d´Arquien (*1638; †1728), einer Schwester der polnischen Königin Marie Casimire Louise de La Grange d´Arquien, polnisch Maria Kazimiera (*1641; †1716) (s. Geist 16/7).

 

 

 

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Kommentar zu Seite 34

Z. 7f die alte Frantzösisch=kützlichte Krankheit – Vordergründig ist hier die krankhafte Sucht nach der Universalmonarchie gemeint. Hintergründig treibt der Autor aber hier auch sein Spiel mit der seit dem Ende des 15. Jahrhundert bekannten und wohl 1497 erstmals so genannten ´Franzosenkrankheit´ Syphilis. Das Unheil des ´morbus gallicus´ wurde zum ersten Mal 1495 dokumentiert, als die Krankheit sich im Heer des französischen Königs Karl VIII. ausbreitete. In der Literatur des 17. Jahrhundert war die Syphilis ein wiederkehrendes Motiv, etwa bei Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen (*1622; †1676), der seinen Simplicius Simplicissimus nach einem Parisaufenthalt[1] vermeintlich und die Courasche[2] tatsächlich daran erkranken lässt (s. auch „Spannische Kranckheit“, Geist 6/39).

Z. 12 Heinricus der Eilffte – Hier liegt ein interessanter Lesefehler des Übersetzers vor: Aus „Henri II.“ (Esprit) wird fälschlich „Heinricus der Eilffte“ (alle anderen Ausgaben übersetzen korrekt). Gemeint ist Heinrich II. (*1519; †1559), Frankreichs König von 1547 bis 1559.

Z. 16 hat der du Plessis Carolo dem IX. König in Frankreich – Wahrscheinlich ist mit ´du Plessis´ hier Philippe de Mornay gemeint, genannt Duplessis-Mornay (*1549; †1623), Diplomat, Theologe und politischer Schriftsteller (s. Geist 69/23). Infrage käme auch François du Plessis, Vater des berühmten Kardinals Richelieu (du Plessis), ein Militär und Höfling, unter anderem auch unter Karl IX.

Z. 21 Ferdinandi III. – s. Geist 48/21 f.

Z. 38f daß der Türckische Kayser den bekandten Einfall in Oesterreich gethan / und An. 1683.s. Geist 29/25 f.

 

 



[1] im 6. Kapitel des 2. Teils von Der abentheuerliche Simplicissimus Teutsch (1668)

[2] im 24. Kapitel des Trutz Simplex oder Lebensbeschreibung der Ertzbetrügerin und Landstörzerin Courasche (1669)

 

Kommentar zu Seite 35

Z. 2f Allein der Mensch ...Esprit&Geist bietet für die nächsten Zeilen, wie auch an anderen Stellen, eine gereimte Version: „Was denckstu Menschen Kind / Meinstu Gott werde leyden / Daß du nach deinem Sinn / wilt scheiden / schneiden / neiden / Verwirren alle Welt / GOTT spricht: Greif mir nicht ein / Ich führ das Regiment, du musst gehorsam seyn.“

Z. 11f Die Heyrath / welche Franckreich mit dem Dauphin und der Princes=sin aus Bayern gestiftet – Am 28. Januar 1680 heiratete Louis, Dauphin von Frankreich (*1661; †1711), die bayerische Prinzessin Maria Anna von Bayern (*1660; †1690), älteste Tochter des 1689 bereits verstorbenen Kurfürsten Ferdinand Maria von Bayern (*1636; †1679).

Z. 12f den Fürsten dieses Hauses – Maximilian II. Emanuel, genannt Max Emanuel (*1662; †1726), ab 1679 Kurfürst und Bruder von Maria Anna von Bayern (s. Geist 35/11). Die Anspielung auf sein Liebäugeln mit der ´Frantzösischen Parthey´ hatte realen Hintergrund. Im Großen Türkenkrieg 1683 noch erfolgreich auf kaiserlicher Seite, schlug sich Max Emanuel im spanischen Erbfolgekrieg auf die Seite Ludwig XIV., verlor mit ihm 1704 die Schlacht bei Höchstädt und musste vorübergehend ins Exil.

Z. 26 Leopoldi des Ersten Fräulein Tochter – Maria Antonia (*1669; †1692) heiratete 1685 Kurfürst Max Emanuel von Bayern (s. Geist Z.12).

Z. 34f Madame la Dauphines. Geist 35/11

Z. 38f der Chur=fürst von Brandenburg – Gemeint ist hier wohl noch Friedrich Wilhelm I. (*1620; †1688), Kurfürst von Brandenburg 1640 bis 1688 (genannt ´der Große Kurfürst´), nicht sein zur Zeit der Drucklegung von Franckreichs Geist amtierender Nachfolger Friedrich III. (*1657; †1713), Kurfürst von Brandenburg bis 1701, ab dann bekannter als Friedrich I., König in Preußen.

 

 

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Kommentar zu Seite 36

Z. 5 Monsieur von Rebenac – François de Pas de Feuquières, Comte de Rébénac (*1649; †1694) war von 1678 bis April 1688 französischer Gesandter (envoyé extraordinaire) am brandenburgischen Hof.

Z. 13 der abgestorbene Printz Ludwig – Friedrich Wilhelm I. (*1620; †1688), Kurfürst von Brandenburg, hatte aus erster Ehe drei Söhne, die über das Kindesalter hinauskamen. Der Älteste, Karl Emil (*1655; †1674), starb schon mit 19 Jahren an einer Ruhrerkrankung. Friedrich (*1657; †1713), der später als Friedrich I. König von Preussen wurde, rückte an die Stelle seines Bruders. 1687 starb auch sein jüngerer Bruder Ludwig (*1666; †1687), der einer Infektionskrankheit erlag. Hinter Ludwigs plötzlichen Tod am 7. April 1687 wurde ein Giftmord vermutet, bei dem seine Stiefmutter, die Kurfürstin Sophie Dorothea von Holstein-Sonderburg-Glücksburg (*1636; †1689) zugunsten ihrer eigenen Söhne mit Friedrich Wilhelm eine Rolle gespielt haben soll (´Berliner Agrippina´). Bewiesen wurde eine solche Verwicklung aber nie.

Z. 19f wie man im gemeinen Sprichwort zu sagen pflegt – In Bißhero findet sich ein anderes Sprichwort: „wie man sagt / man wolle den Schaaffstall zu machen / wenn der Wolff drinne ist“.

Z. 31f dem verstor=benen Churfürsten – Friedrich Wilhelm I. starb am 29. April 1688, was damit ein in Franckreichs Geist noch recht aktuell verarbeitetes Ereignis ist.

Z. 33 Monsieur Despense – Richtige Schreibweise wohl d´Espence; ein Träger dieses Namens (keine weiteren Einzelheiten feststellbar) war 1678 gleichzeitig mit François de Pas (36/5) als ´ministre plénipotentiaire´ Mitglied des diplomatischen Corps in Brandenburg (s. Geist 49/26).

Z. 35f vielen tausenden augenscheinlichen Zeugen / welche täglich aus Franckreich nach Berlin geflüchtet gekommen – Anspielung auf die Flucht der Hugenotten aus Frankreich. Klarer ist hier wieder Spirit: „the Percecution of the Protestants in France”.

 

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Kommentar zu Seite 37

Z. 2 nach dem Todt Friderici Wilhelmis. Geist 36/31

Z. 4 Princessin Louisa de Nassau von Oranien – Luise (auch: Louise) Henriette von Oranien (*1627; †1667) war die erste Ehefrau Friedrich Wilhelms.

Z. 11f mit einem jungen Chur=Printzen erfreuet und gesegnet – Nachfolger Friedrich Wilhelms war sein Sohn Friedrich (*1657; †1713), zunächst als Friedrich III. Kurfürst von Brandenburg (1688-1701), von 1701 dann als Friedrich I. König von Preussen. Der „junge Chur=Printz“ war dessen Sohn Friedrich Wilhelm, der spätere ´Soldatenkönig´, geboren am 14. August 1688 (interessant für den ´Redaktionsschluss´ von Franckreichs Geist; in Policies und Bißhero ist dieses Ereignis noch nicht eingearbeitet, wohl aber in Esprit&Geist)

Z. 15f als er die Churfürstliche Princessin seinem Bruder / dem Hertzog von Orleans beygelegt – Philipp I. von Bourbon, Herzog von Orléans (*1640; †1701), war der Bruder Ludwig XIV. Er heiratete 1671 die Tochter des pfälzischen Kurfürsten Karl I. Ludwig (*1617; †1680): Elisabeth Charlotte, bekannt geworden als „Lieselotte von der Pfalz“ (*1652; †1722). Ihr Bruder wurde als Karl II. (*1651; †1685) Kurfürst, starb aber ohne Erben. Deshalb erhob Ludwig XIV. im Namen seiner Schwägerin Anspruch auf die Pfalz, was zum Pfälzischen Erbfolgekrieg führte (auch Orléansscher oder Neunjähriger Krieg genannt), der bis 1697 andauerte.

Z. 22 nunmehro völlig an Tag gekommen und ausgebrochen – nämlich im später Pfälzischen Erbfolgekrieg genannten Konflikt, der zur Zeit der Abfassung von Franckreichs Geist gerade erst begonnen hatte.

Z. 25f beyde Pfältzische Churfürsten der Vatter und Sohns. Geist 37/15

Z. 32f jetzig regie=renden Churfürsten – Philipp Wilhelm von der Pfalz (*1615; †1690), Kurfürst der Pfalz 1685 bis 1690.

 

 

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Kommentar zu Seite 38

Z. 7f vor gar wenig Zeit von neuem mit seinen Truppen hinein gefallen – erste kriegerische Aktionen der Franzosen Ende September 1688 als Auftakt zum Pfälzischen Erbfolgekrieg (ausführlich s. Geist 19/34f; die Passage fehlt in allen anderen Ausgaben)

Z. 9 auf zukünfftigen Frühling – Eine der in Franckreichs Geist sehr seltenen, zeitlich konkreten Verortungen: Vorausschau aus Sicht des Autors auf das kommende Jahr 1689.

Z. 12 das Allerhöchste - [sic], korrigiert in Geist b:der Allerhöchste

Z. 15 der bereits miteinander entseelten Pfaltz – bezieht sich auf die massiven Verwüstungen und Brandschatzungen in der Pfalz und in Baden 1688/89.

Z. 18 diesen Winter über – Vorausschau aus Sicht des Autors auf den bevorstehenden Winter 1688/89.

Z. 18f mit Hin=wegnehmung eines Printzenss. Geist 36/13

 

 

 

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